"Armutsfalle" - Was hilft Müttern mit behinderten Kindern langfristig?

    • Offizieller Beitrag

    Mütter sind oft die Hauptbetreuungspersonen für behinderte Kinder, häufig alleinstehend, selten erwerbstätig.
    Welche Maßnahmen sind hilfreich, um die Armutsfalle zu vermeiden? Gibt es gute Beispiele?


    Das Thema haben wir aus der Diskussion zu Anlauf- und Beratungsstellen herausgelöst.

  • Müttern von behinderten Kindern geben häufig ihre Arbeitsstelle auf, nicht unbedingt freiwillig, weil sie sich um das Kind kümmern müssen. Die Betreuung und Pflege des Kindes ist oft so komplex und zeitintensiv, dass vieles andere daneben auf der Strecke bleibt; dazu kommt die Koordination der verschiedenene Termine, Therapien, Dienste, die eine so große zeitliche Flexibilität erfordert, dass ein Arbeitgeber häufig/überhaupt nicht bereit ist, sich auf die Unplanbarkeit seiner Angestellten einzulassen.
    Es müssten mehr Entlastungsmöglichkeiten geschaffen werden, mehr Stellen, an die betroffene Kinder mit gutem Gewissen für ein paar Stunden/Tag abgegeben werden können. Viele Mütter beklagen, dass die Schulen/Werkstätten nicht lange genug die Kinder betreuen, in den Ferien ganze sechs Wochen abzufangen sind, in denen die Kinder nur in der Familie bleiben. Gleichzeitig können viele Pflegedienste nicht kommen, da sie Personalmangel haben, geschulte Betreuer fehlen, Kinderpfleger und Kinderkrankenschwesetr sind rar, Möglichkeit der Kurzzeitpflege sehr begrenzt und viel zu schnell ausgeschöpft.
    Um die Mütter vor der Armutsfalle zu bewahren, gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder die Politik erkennt an, dass der Pflegenotstand da ist, die sozialen Berufe lange sträflich vernachlässigt wurden in Anerkennung, Tarifen, Bezahlungen und bessert endlich nach, oder sie zahlt pfelgenden Müttern ein Honorar als Anerkennung der Schwere der Arbeit und der gesellschaftlichen Leistung. Dieses Honorar sollte in einer solchen Höhe gegeben werden, dass ein auskömmliches Leben für die Familien gewährleitet ist.

  • Anknüpfend hieran sei auf eine jüngst veröffentlichte Umfrage der Arbeitnehmerkammer Bremen hingewiesen:
    https://www.arbeitnehmerkammer…leidoskop_2017-09_web.pdf


    Hieraus geht zum einen hervor, dass Frauen den weit überwiegenden Anteil der Alleinerziehenden mit Kindern unter 18 Jahren darstellen und ihre Erwerbsbeteiligung als „gering“ zu beurteilen ist (häufig arbeitslos oder in Teilzeit-Jobs). Die Situation der Alleinerziehenden ist schwierig: sie sind oft von Armut betroffen oder bedroht. Zum anderen zeigt die Umfrage, dass sich die Wünsche der Befragten mit den bereits genannten Aspekten decken. Zum Beispiel wird der Handlungsbedarf im Bereich der Kinderbetreuung thematisiert: hier wünschen sich Alleinerziehende flexiblere
    Angebote hinsichtlich der Betreuungszeiten, vor allem in den Rand- und Ferienzeiten; unter anderem aber auch mehr Hortplätze für behinderte Kinder/Jugendliche. Außerdem ist das Thema Arbeit ein wichtiges Thema, wobei die
    Befragten sich hauptsächlich Flexibilität von den ArbeitgeberInnen hinsichtlich der Arbeitszeitgestaltung und eine bessere Entlohnung in den sog. „Frauenberufen“ wünschen.