Maskenpflicht bei Hörschädigung und Gehörlosigkeit - Deutsche Gebärdensprache ist auf Mundbild angewiesen

  • Die ab diesere Woche in allen Bundesländern geltende Maskenpflicht bringt große Kommunikationsprobleme für hörgeschädigte Menschen mit sich. Das Mundbild müssen viele schwerhörige Menschen sehen, damit Sie ihr Resthörvermögen wirklich noch optimal nutzen können. Hören und Sehen führt erst zur sprachlichen Kommunikationsfähigkeit.
    Auch für gehörlose Menschen, die die Deutsche Gebärdensprache nutzen, ist das Mundbild bei vielen Gebärden neben den Bewegungen der Hände und Arme notwendig um ähnliche Gebärden zu unterscheiden. Man kann sagen: Ohne Sicht des Mundbildes ist die Nutzung der Deutschen Gebärdensprache nicht möglich.
    In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung findet sich ein lesenswerter und informativer Artikel zu diesem Problem unter dem link:
    https://www.faz.net/aktuell/ge…-unmoeglich-16736920.html


    Eine Stellungnahme des Deutschen Gehörlosen Bunds lesen Sie unter: http://www.gehoerlosen-bund.de
    Im übrigen verweise ich auch auf das verwandte Thema

  • Aus der Presseerklärung des Deutschen Gehörlosen Bundes möchte ich ergänzend das folgende Zitat übermitteln:


    In der Praxis haben Masken mit Sichtfenster zudem den Nachteil, dass die Fenster durch die
    Atemluft schnell beschlagen. Dann ist der Mund ohnehin schlecht zu sehen. Alternativ hierzu
    werden aktuell auch immer wieder durchsichtige Voll-Gesichtsschutz-Masken angesprochen
    bzw. von Händlern angeboten. Auch hier ergibt sich ein störendes Beschlagen durch die
    Atemluft, das die Ablese Qualität deutlich herabsetzt. Mehr noch aber enthalten diese Masken
    u. a. PVC, das z. B. von den Verbraucherzentralen als gesundheitsschädlich eingestuft
    wird.
    Die Mund-Nase-Masken mit Sichtschutz oder aus komplett durchsichtigem Material werden
    aus den genannten Gründen vom Deutschen Gehörlosen-Bund nur unter Vorbehalt empfohlen.
    Die Entscheidung zur Nutzung dieser nur sehr begrenzten Hilfsmittel bleibt letztlich jedem
    gehörlosen und hörbehinderten Menschen entsprechend seinen individuellen Bedürfnissen
    selbst überlassen.


    Jeder Weg zu gelingender Kommunikation wird von uns unterstützt.
    Auch das Verwenden von Stift und Papier (schriftliche Kommunikation) ist eine hilfreiche und praktische Möglichkeit für die Kommunikation, weiterhin gibt es Spracherkennungspro-gramme als App auf dem Smartphone1, die im Alltag anwendbar sind. Alternativ bzw. ergän-end kann bei kurzen Gesprächen das Herunterziehen des Mund-Nase-Schutzes unter Wahrung der Abstands- und Hygieneregeln helfen.
    Für essenzielle und (vor allem in Corona-Zeiten lebens-) wichtige Gespräche, etwa mit medizinischem Personal, fordern wir jedoch, dass Dolmetscher/-innen für DGS und Deutsch über den Vermittlungsdienst Tess2 oder über Videotelefonie bzw. Webcam, mit iPad, Smartphone oder Laptop einbezogen werden. Wenn Ärzte und Ärztinnen sowie Pflegekräfte FFP2- oder FFP3-Masken tragen, stellt sich die Frage des Sichtfensters ohnehin nicht.
    Mit einer/m gebärdensprachkompetenten Gesprächspartner/in ist dagegen die Kommunika-tion in Gebärdensprache auch mit Schutzmaske (mit oder ohne Sichtschutz) weitestgehend möglich, weil die Gebärdensprache aus manuellen Komponenten (Handform, Handstellung, Ausführungsstelle und Bewegung) und nichtmanuellen Komponenten (Mimik, Mundbild, Mundgesten, Kopf- und Oberkörperhaltung, Blickrichtung) besteht. Über eine Distanz von zwei, fünf oder zehn Metern ist die Kommunikation per Gebärdensprache relativ problemlos möglich, selbst durch Glasscheiben oder Fenster.

  • Aus der Presseerklärung des Deutschen Gehörlosen Bundes möchte ich ergänzend das folgende Zitat übermitteln:


    In der Praxis haben Masken mit Sichtfenster zudem den Nachteil, dass die Fenster durch die Atemluft schnell beschlagen. Dann ist der Mund ohnehin schlecht zu sehen.

    Da gibt es auch das leidige Problem mit beschlagener Brille, wenn man sich eine Maske aufsetzt durch den nach oben entweichenden Atem. Da soll sich teils bewährt haben, die Brille mit Anti­be­schlag­spray - oder einfach Spucke zu behandeln. War heute eines der häufiger nachgefragten Podcast-The­men (ab 02:00 min) in Prof. Dr. Kekulés Corona-Kompass #36