Beiträge von mundKindernetzwerk

    Müttern von behinderten Kindern geben häufig ihre Arbeitsstelle auf, nicht unbedingt freiwillig, weil sie sich um das Kind kümmern müssen. Die Betreuung und Pflege des Kindes ist oft so komplex und zeitintensiv, dass vieles andere daneben auf der Strecke bleibt; dazu kommt die Koordination der verschiedenene Termine, Therapien, Dienste, die eine so große zeitliche Flexibilität erfordert, dass ein Arbeitgeber häufig/überhaupt nicht bereit ist, sich auf die Unplanbarkeit seiner Angestellten einzulassen.
    Es müssten mehr Entlastungsmöglichkeiten geschaffen werden, mehr Stellen, an die betroffene Kinder mit gutem Gewissen für ein paar Stunden/Tag abgegeben werden können. Viele Mütter beklagen, dass die Schulen/Werkstätten nicht lange genug die Kinder betreuen, in den Ferien ganze sechs Wochen abzufangen sind, in denen die Kinder nur in der Familie bleiben. Gleichzeitig können viele Pflegedienste nicht kommen, da sie Personalmangel haben, geschulte Betreuer fehlen, Kinderpfleger und Kinderkrankenschwesetr sind rar, Möglichkeit der Kurzzeitpflege sehr begrenzt und viel zu schnell ausgeschöpft.
    Um die Mütter vor der Armutsfalle zu bewahren, gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder die Politik erkennt an, dass der Pflegenotstand da ist, die sozialen Berufe lange sträflich vernachlässigt wurden in Anerkennung, Tarifen, Bezahlungen und bessert endlich nach, oder sie zahlt pfelgenden Müttern ein Honorar als Anerkennung der Schwere der Arbeit und der gesellschaftlichen Leistung. Dieses Honorar sollte in einer solchen Höhe gegeben werden, dass ein auskömmliches Leben für die Familien gewährleitet ist.

    Das Gesamtsystem bietet eine Unzahl an Beratungs- und Informationsangeboten an, das ist unbestritten. Leider finden viele Eltern die für sie passenden und notwendigen Informationen spät oder gar nicht. Es wäre ein Casemanager für jede betroffene Familie von Nöten, der sich mit der Familie trifft, die jeweiligen Bedürfisse aufnimmt, die dazu passenden Informationen sammelt (wer hilft an welcher Stelle mit welchen Unterstützungsmaßnahmen), die notwendigen Antragsformulare besorgt, diese mit den Eltern ausfüllt und an die entsprechenden Stellen/Behörden/Ämter weiterleitet. Viele Selbsthilfevereinigungen versuchen, ihren Mitgliedern genau an dieser Stelle zu helfen, aber sie können ehrenamtlich nicht den Umfang an Hilfe leisten, der notwendig wäre.
    Stünde ein Casemanager einer betroffenen Familie von Beginn an zur Verfügung, wäre der Anteil der Eltern (hauptsächlich aber Mütter), die im Laufe der Betreuungs- und Pflegejahre ihrer Kinder selbst stationäre Reha- und Heibehandlungen in Anspruch nehmen müssen, um wieder zu Kräften zu kommen wahrscheinlich geringer. Denn Hilfen, die früh erkannt und in Anspruch genommen werden können, helfen unnötigen Stress und spätere Erkrankungen zu minimieren.

    Die Beratung junger Familien oder Familien allgemein, in denen ein beeinträchtigtes Kind (oder mehrere) lebt/leben, erfolgt leider eher zufällig als gezielt. Es gibt verschiedene Beratungsangebote unterschiedlcher Stellen, aber die Familien müssen wissen, wo diese angesiedelt sind, wie sie zu kontaktieren sind und welche Schwerpunkte sie haben. Viele Stellen wissen wenig zum Thema Kind und Pflege zu sagen. Sie sind eher auf ältere Menschen und Fragen zu dieser speziellen Problematik eingestellt. Hinzu kommt die Frage der Unabhängigkeit der Beratung.


    Aus vielen Elterngesprächen wissen wir, dass Beratung nach einem Schicksalsschlag, wie es die Geburt eines beeinträchtigten/behinderten Kindes sein kann, von vielen Zufälligkeiten und einer bestehenden oder eben nicht bestehenden Einbettung in ein soziales Netz abhängt. Hat die Familie keinen Kontakt zu anderen Familien mit einem beeinträchtigten Kind, gibt es keine, in dieser Hinsicht kompetenten Nachbarn, Freunde oder Familienmitglieder oder wird die Familie nicht Teil einer Selbsthilfegruppe, stehen die Chancen sehr schlecht, dass sie erfahren, wo sie welche Hilfen in welcher Form bekommen können. Es ist leider so, dass sich deutsche Behörden, Ämter und Institutionen eher verschlossen geben, was Auskünfte angeht, da diese ja eventuell in Finanzen umgemünzt werden können, die sie dann sogar selber zu tragen hätten.