Beiträge von kohl.matthias

    Das Grundverständnis von Betrieben und Ausbildungspersonal im Umgang mit Verschiedenheit war von 2011 bis 2014 Thema eines vom BMBF geförderten Modellversuchsprogramms des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB): Im Förderschwerpunkt "Neue Wege in die duale Ausbildung - Heterogenität als Chance für die Fachkräftesicherung" wurden in verschiedenen Projekten Wege in die Ausbildung und übertragbare Konzepte, Instrumente und Methoden entwickelt und erprobt, die sich insbesondere an kleine und mittlere Unternehmen richten.
    Details zum Förderschwerpunkt: https://www2.bibb.de/bibbtools/de/ssl/4928.php
    Knapp 30 Instrumente sind im Ausbilderforum foraus.de dokumentiert und stehen zum Download zur Verfügung: http://www.foraus.de/html/4784.php

    Ich sehe bisher im Werkstattbereich auch eher einzelne interessante Ansätze. Zwar wird vielfach mit modularen Konzepten gearbeitet, die sich aber zumeist nicht an bundeseinheitlich geregelten Qualifikationen wie z.B. den Ausbildungsbausteinen des BIBB orientieren und Abschlüsse im Regelsystem zum Ziel haben.

    Um die beruflichen Teilhabechancen behinderter Jugendlicher zu erhöhen, ist es einerseits erforderlich, den Kreis der ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen Betriebe zu vergrößern und die Ausbildung dort gezielt von außen zu unterstützen. Damit würden auch behinderte Jugendliche von den besseren Integrationsleistungen einer betrieblichen oder zumindest stärker betrieblich ausgerichteten Ausbildung profitieren. Andererseits gilt es, den Einstieg in eine Berufsausbildung niedrigschwellig zu gestalten, Unterstützungsleistungen spezifischer auf den individuellen Bedarf des einzelnen Jugendlichen abzustellen und – je nach Entwicklung der Jugendlichen – Übergänge zwischen verschiedenen Teilhabeleistungen und Ausbildungsformen reibungsloser als bisher zu ermöglichen. Auch von einer besseren Durchlässigkeit und Anschlussfähigkeit berufsvorbereitender Maßnahmen zur Dualen Ausbildung würden behinderte Jugendliche profitieren.
    Für diese Aufgabenstellung bieten Ausbildungsbausteine und modulare Strukturen der Ausbildungsorganisation vielfältige Ansatzpunkte:

    • Sie bieten behinderten Jugendlichen einen erleichterten Einstieg in das Berufsleben, indem die Ausbildung anhand von Bausteinen in überschaubarer, kleinschrittiger und an das individuelle Lernpotenzial angepasster Form absolviert werden kann.
    • Sie sind geeignet, behinderte Jugendliche an die betriebliche Praxis und an berufliches Lernen heranzuführen und ihre Aktivierungschancen auszuloten.
    • Sie ermöglichen eine bessere Anrechenbarkeit erworbener Kompetenzen und eröffnen neue Chancen für behinderte Jugendliche, das ihrem Leistungspotenzial entsprechende höchstmögliche Qualifikationsniveau zu erreichen.
    • Sie schaffen die Voraussetzungen dafür, dass kleine und mittlere Unternehmen vermehrt behinderte Jugendliche ausbilden können, da diese nur für abgegrenzte Teile der Ausbildung verantwortlich sein müssen.

    Im Projekt TrialNet wird von 2009 bis 2015 die Ausbildung behinderter junger Menschen mit Hilfe von Ausbildungsbausteinen erprobt. Damit soll u.a. das Potenzial von Ausbildungsbausteinen und modularen Strukturen für eine flexiblere und betriebsnähere Gestaltung der Ausbildung behinderter Jugendlicher und für die Durchlässigkeit zwischen unterschiedlichen Lernorten und Teilhabeleistungen untersucht werden. Das f-bb koordiniert dieses vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages geförderte Projekt und ist für die wissenschaftliche Begleitung verantwortlich. Projektpartner sind die Bundesarbeitsgemeinschaft der Berufsbildungswerke (BAG BBW), verschiedene Bildungsdienstleister sowie – in beratender Funktion – die Universität Hamburg.
    Details zum Projekt finden Sie auf www.trialnet.de. Dort sind auch die Veröffentlichungen zum Projekt zu finden. Unter anderem beschreibt eine Broschüre Praxisbeispiele und Erfahrungen aus der Arbeit mit Ausbildungsbausteinen (pdf). Ein Sammelband mit Ergebnissen in der Reihe Wirtschaft und Bildung sowie ein Leitfaden für die Bildungspraxis befinden sich aktuell in Vorbereitung.

    Grundsätzlich soll der DQR die Zuordnung aller in Deutschland erwerbbaren Qualifikationen ermöglichen. Zunächst wurden formale Qualifikationen der beruflichen Bildung und der Hochschulbildung entsprechend den Kategorien des DQR beschrieben und seinen Kompetenzniveaus zugeordnet. Noch nicht zugeordnet wurden Qualifikationen der Allgemeinbildung und Teile der beruflichen Fortbildung nach §§ 53 und 54 BBIG.
    Zu den bislang noch nicht zugeordneten Qualifikationen zählen auch die Ausbildungsabschlüsse nach § 66 BBIG bzw. § 42k HwO (Berufsausbildung für behinderte Menschen), deren Regelung den zuständigen Stellen obliegen. Derzeit finden Beratungen über die Zuordnung dieser Qualifikationen statt. Sobald Qualifikationen aus diesem Bereich zugeordnet sind, wird dies über die Website http://www.dqr.de bekanntgegeben werden.


    Matthias Kohl