Beiträge von Annetraud Grote

    Liebe Mitdiskutanten, liebes Organisationsteam,


    gerne komme ich dem Wunsch nach einem kurzen Fazit zur Diskussion "Herausforderung inklusive Ausbildung" nach. Mir hat das Diskussionsforum viel Freude gemacht, ich habe viel erfahren und gelernt, und hoffe, einige (wenige) Anregungen gegeben zu haben. Herzlichen Dank an das Organisationsteam!
    Leider war ich zwischenzeitlich erkrankt und überdies in einem verlängerten Osterurlaub (ohne Internet-Zugang), so dass ich viel zu selten Gelegenheit hatte mich zu äußern. Dies ist aber bitte nicht als Kritik zu verstehen, sondern betrifft eher mein eigenes Zeitmanagement. Dennoch würde ich dafür plädieren, das Forum noch länger offen zu halten, wenn die Möglichkeit besteht!

    Im Rahmen unserer Projekte haben wir häufig die Erfahrung machen können, dass die Auszubildenden mit Behinderung selbst viel zu wenig in den Prozess der Lösungsfindung mit einbezogen werden. Dabei haben sie häufig als "Experten in eigener Sache" - auch in jungen Jahren - bereits eine Menge Erfahrungen sammel können, bedingt auch durch die sicherlich oft auch nicht ganz einfachen Schulbiographien, auf die zurückgeblickt wird.
    Gute Erfahrungen haben wir auch mit der Unterstützung durch das Berufsbildungswerk sammeln können, das uns auch dann seine Expertise zur Verfügung gestellt hat, wenn es nicht mehr um die Anbahnung eines Ausbildungsverhältnisses ging. Beispielsweise wurden erst während der Ausbildung Lern-Schwierigkeiten offenbar, und wir konnten mit Hilfe einer Potenzialanalyse, die das BBW für uns durchgeführt hat, zum einen ermitteln, ob das Ausbildungziel überhaupt erreicht werden konnte, und zum anderen klären, welchen Unterstützungsbedarf der Auszubildende genau hatte.

    Inklusion ist die Herstellung der Normalität! Das sollte in besonderer Weise für junge Menschen mit Behinderung in der Phase des Übergangs von der Schule in den Beruf gelten. Bei Arbeitgebern wird allerdings ihr Leistungspotenzial häufig unterschätzt. Nicht bedacht wird oft, dass sie ebenso wie Jugendliche ohne Behinderung eine betriebliche Ausbildung absolvieren können, wenn sie die passenden Rahmenbedingungen am Ausbildungsplatz vorfinden.


    Um ein deutliches Signal zu setzen, wie viele Möglichkeiten die gemeinsame Ausbildung von Jugendlichen mit und ohne Behinderung bietet, und andere Arbeitgeber zur Nachahmung anzuregen, hat das UnternehmensForum e.V. (UF) das Inklusionsprojekt !nkA initiiert. Das UF hat in Zusammenarbeit mit Schulen, Unternehmen, Behörden und anderen Partnern das Inklusionsprojekt „Inklusive Ausbildung von Jugendlichen mit und ohne Behinderung“ (!nkA) gestartet, in dem in den Jahren 2013, 2014 und 2015 bundesweit insgesamt 40 zusätzliche schwerbehinderte Auszubildende in verschiedenen Berufen eingestellt werden, die gemeinsam mit nicht behinderten Auszubildenden ihre Ausbildung absolvieren.


    Mit der betrieblichen Ausbildung sollen Brücken in eine anschließende Beschäftigung der jungen Menschen mit Behinderung gebaut werden. Allerdings haben viele Unternehmen im Vorfeld des Projekts erlebt, dass es schwierig war, Jugendlichen mit Behinderung tatsächlich einen Ausbildungsplatz anzubieten, da nur wenige Jugendliche bereit waren, ihre Behinderung in der Bewerbung anzugeben. Ebenso haben die Ausbildungsbetriebe von ihrer Erfahrung berichtet, dass mit der Ausbildung behinderter Jugendlicher ein hoher administrativer Aufwand, z. B. bedingt durch verschiedene Ansprechpartner bei Rehabilitationsträgern oder sogar durch fehlende Partner bei verschiedenen Problemlösungen in der Ausbildung, verbunden ist.


    Mit barrierefreien, individuell angepassten Ausbildungsstrukturen wird das Ziel der Inklusion in der Laufzeit des Projekts von 2013 bis 2019 verfolgt. Neben den fachlichen Schlüsselkompetenzen ist die Vermittlung und Stärkung der Sozialkompetenz ein wesentlicher Bestandteil des Ausbildungskonzeptes. Gleichzeitig wird durch die Teilnahme der Auszubildenden am Betriebsschulunterricht und den Kontakt zu Auszubildenden in anderen Betrieben der Ansatz auch in andere gesellschaftliche Bereiche getragen.


    Die Einbindung vieler Unternehmen in das Inklusionsprojekt zur gemeinsamen Ausbildung von Jugendlichen mit und ohne Behinderung ist wichtig. Viele Betriebe können sich offensichtlich gar nicht vorstellen, behinderte Auszubildende – schon gar mit Hilfebedarf – einzustellen. Die Instrumente der Arbeitsassistenz oder die Bereitstellung technischer Hilfen, mit denen Defizite kompensiert werden können, erscheinen auch heute noch vielfach unbekannt. Daher ist es sinnvoll, die Ausbildung durch Wissenstransfer, z. B. durch den Austausch von Auszubildenden mit und ohne Behinderungen in einem Netzwerk auszubauen.
    Neben der personenbezogenen Weiterbildung werden die Menschen als „Botschafter für ihre Kompetenz“ für andere behinderte Menschen und für nichtbehinderte Menschen tätig.


    Das Projekt !nkA soll dazu beitragen,

    • bestehende Barrieren für die unterschiedlichen Akteure zu identifizieren und abzubauen.
    • Jugendliche mit Behinderung werden bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz unterstützt.
    • Für die Ausbildungsbetriebe soll !nkA zu einer Verbesserung des Rekrutierungs- und Ausbildungsprozesses gerade im Hinblick auf behinderte Bewerber führen.
    • Arbeitsagenturen und anderen Rehabilitationsträgern wird der Mehrwert einer Verminderung der Bürokratie und einer Verbesserung der Vermittlung offenbar. Letztlich soll aber auch die Frage untersucht werden, ob und inwieweit die inklusive Ausbildung einen Mehrwert bietet.
    • Nicht zuletzt ist allen Beteiligten das Ziel der Professionalisierung der Akteure der Berufsausbildung (Arbeitgeber, Berufsschulen, Ausbildungsverbünde, Kammern) ein wichtiges Anliegen.